Samstag, 13. Januar 2018

Depressionen! Einfach "nur" traurig?


Depressionen! Einfach "nur" traurig?


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Heute möchte ich euch das Krankheitsbild der Depression näher bringen. Bei einer Depression handelt es sich per Definition um eine krankhafte Niedergeschlagenheit und ist durch eine Störung des Gefühlslebens wie Stimmungsminderung und Antriebslosigkeit gekennzeichnet. Soviel zum klinischen Bild. 


Ursachen: Die Ursachen einer Depression sind sehr vielfältig. Aber sie lassen sich auch biologisch erklären! Viele unwissende Menschen verstehen die körperlichen Vorgänge speziell im Gehirn nicht, die eine Depression verursachen. Nicht immer sind rein äußerliche Faktoren ausschlaggebend um an einer Depression zu erkranken. Dabei liegt eine Störung des Hirnstoffwechsels mit einem Mangel bestimmter Botenstoffe vor. Diese Stoffe nennen sich Serotonin, Noradrenalin und Dopamin und sind für die Stimmung und Aktivität wichtig. Bei Erkrankten liegt ein Mangel an genau diesen Botenstoffen vor. Auch Überträgerstoffe des Nervensystems die sogenannten Neurotransmitter können mangelhaft sein.

Viele andere Faktoren umfassen das mögliche Entstehen des Krankheitsbildes. Genetische Faktoren sind dabei genauso zu beachten wie seelische Verletzungen wie Traumata z.B. durch Unfälle, Dauerstress, chronische Krankheiten und auch einige Medikamente können zu einer depressiven Erkrankung beitragen. Nicht zuletzt kann auch unsere schnellebige Gesellschaft und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz eine psychische Erkrankung begünstigen.


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Die Depression wird klinisch in drei Schweregrade unterschieden:

  • Die leichte Depression beinhaltet gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit
  • Die mittelschwere Depression zeigt auch körperliche Symptome
  • Die schwere Depression geht oftmals mit einer Todessehnsucht (Suizidabsicht) oder/und psychotischen Symptomen einher, wobei dies oft unspezifisch ist. Auch eine mittelschwere Depression kann mit diesen Symptomen einhergehen. Auch hat nicht jeder Patient psychotische Schübe oder ist suizidgefährdet. Es sind individuelle Aspekte, die bei jedem Einzelnen berücksichtigt werden müssen. 


Psychotisch bedeutet, dass der Betroffene Wahrnehmungen hat, die kein anderer Mensch richtig nachvollziehen kann. Das können Wahnsymptome sein oder auch das Gefühl, alles sei surreal. Sozialer Rückzug und Interessenlosigkeit gegenüber den Hobbys sind typische Alarmsignale. Außerdem leiden die Betroffenen häufig unter Schlafstörungen, können nicht abschalten und auch kaum Entspannung und Zufriedenheit empfinden. Aber es ist auch möglich, dass Depressive übermäßig viel schlafen. Ebenso kann es zu Gewichtsverlust oder im Gegenteil, Gewichtszunahme kommen. Auch über für andere freudige Nachrichten und Ereignisse können sie sich nicht mehr freuen, so wie man es vielleicht erwarten würde.

Wusstet ihr, dass im Laufe seines Lebens jeder fünfte Mensch an einer Depression erkrankt? Und sich jedes Jahr ca. 12.000 gesicherte Suizide ereignen? Dies sind definitiv ZU hohe Zahlen.

Diagnostik: Meist erfolgt die Diagnose durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Die Nachfragen des Arztes richten sich dabei gezielt nach Stimmung, Antrieb, Leistungsfähigkeit und Ängste. Auch der Tagesablauf wird analysiert, über bestehende Krankheiten gesprochen und auch Suchtmittel und Medikamente erfragt. Nicht zwingend aber oftmals lässt sich auch in der Familienanamnese durch z.B. nahe Verwandtschaft bereits psychische Erkrankungen oder sogar Suizide nachweisen. Viele andere Ursachen müssen ausgeschlossen werden, hierzu zählen: Schilddrüsendefekte, Leber- und Nierenkrankheiten, Anämien und auch Vitamin B12-Krankheiten. Diese körperlichen Ursachen können eine sogenannte organische Depression verursachen.


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Therapiemöglichkeiten: Bei einer leichten Depression, können schon psychotherapeutische Gespräche in Form von Verhaltenstherapie große Erfolge erzielen. Die Optimierung der Lebensgestaltung ist dabei sehr wichtig. Ab einer mittelschweren Depression, reicht meist eine psychotherapeutische Behandlung alleine nicht mehr aus. Oft ist hier ein Antidepressivum nötig. Bei ca. 70% der Patienten, die über einen längeren Zeitraum diese Medikamente einnehmen, tritt eine deutliche Besserung der Lebensqualität ein. Die meisten Wirkstoffe wie z.B. Fluoxetin und Citalopram erhöhen die Konzentration der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. So bessern sich die Symptome und die Patienten sind motivierter, eine Psychotherapie in Angriff zu nehmen. 

Diese Antidepressiva entfalten ihre Wirkung allerdings erst nach einigen Wochen, außerdem sollten sie über das Nachlassen der Symptome hinaus noch bis zu 6 Monate eingenommen werden um einen Rückfall zu vermeiden. Auch eine lebenslange Einnahme solcher Medikamente kann sinnvoll sein, vorallen bei wiederkehrenden und chronischen Depressionen. Die nicht zu unterschätzenden Nebenwirkungen der Medikamente muss dabei immer in Relation gesehen werden, da sie doch schon teilweise sehr heftig ausfallen. Schwere Depressionen erfordern oft eine Klinikbehandlung. Nach Möglichkeit erfolgt die Einweisung in einer entsprechenden Einrichtung aber immer mit dem Willen des Patienten. Zwangseinweisungen zeigen kaum bis gar keine Wirkung!

Das war meine Aufklärungsarbeit, euch die Problematik der Betroffenen näher zu bringen. Aber: die Angehörigen darf ich dabei nicht vergessen!


"Warum hast du Depressionen? Das Leben ist doch so schön!" - "Warum hast du Asthma? Gibt doch genug Luft zum atmen!" 

Vollkommene Ignoranz findet sich leider oft in der Gesellschaft wieder. "Sowas gab es früher nicht!" "Für sowas hatten wir früher keine Zeit". "Stell dich nicht so an!" "Du musst dich halt Zusammenreißen". Wenn Jemand einen Gips am Arm hat, ist klar, oh der ist verletzt. Überhaupt geht man bei Verletzungen, Erkältungen usw. zum Arzt. Warum aber, soll es nicht möglich sein, dass die Seele, unser Inneres verletzt ist? Dies muss genauso behandelt werden, wie ein offensichtlich gebrochener Arm. Oder man wird gar als Weichei oder verrückt abgestempelt. Was aber der an Depressionen Erkrankte braucht ist. Verständnis! Er muss ernst genommen werden! 

Als Angehöriger eines an Depressionen erkrankten geliebten Menschen, kommt man oft aber auch an seine Grenzen. Man versucht zu helfen und doch werden oftmals die gut gemeinten Ratschläge und Hilfestellungen eher abgelehnt. Das ist natürlich sehr schmerzhaft, es kostet Energie und man fühlt „Undankbarkeit“. Dies ist vom Erkrankten oftmals gar nicht beabsichtigt. Und doch passiert es. 




Wenn der Betroffene es zulässt, helfen alltägliche Dinge wie gemeinsam Sport zu treiben und Ausflüge zu machen, den Zusammenhalt zu festigen und durch Vertrauen und möglichst viel Verständnis, ein stück weit auf den richtigen Weg zurück in ein glückliches Leben zu kommen.



WICHTIG: Achtet auch auf eure Grenzen! Als Angehöriger darf es einem mal zu viel werden. Ist dies der Fall, redet auch offen mit dem Betroffenen, wenn dieser aktuell gefestigt genug ist. Kapselt euch auch einmal aus der Situation ab. Macht was mit euren Freunden, die Lachen, Spaß haben und das Leben genießen können. Tut euch selbst etwas Gutes und gesteht euch zu, Zeit für euch zu haben! 

Zu schnell besteht die Gefahr von beiden Seiten der Co-Abhängigkeit! Der Helfende wird mit in den negativen Gedankenstrudel des Depressiven gerissen, was dessen Leben ebenfalls negativ beeinflusst. Durch regelmäßigen Abstand nehmen, sammelt ihr wieder neue Energie um euren geliebten Menschen durch diese belastende Krankheit zu begleiten denn – 

Nur mit Hilfe und Unterstützung schafft es der an Depressionen Erkrankte, zurück in ein qualitatives Leben zu finden! 



Quellen: Dr. Uta Groger - in der Arztpraxis

1 Kommentar:

  1. Hallo Nadine,
    das hast Du gut geschrieben und erklärt. Es erklärt manches, war die Angehörigen und die Umgebung nicht verstehen wollen oder können. Gut finde ich auch, dass Du darauf hinweist, dass die Angehörigen auch an sich selber denken sollen. Wieder ein guter und informativer Beitrag, danke.

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